Globaler Klimastreik in Bingen

Auch in Bingen gab es anlässlich der COP im Rahmern des globalen Klimastreiks von Fridays for Future eine Klimaschutzdemonstation.

Heiko Brendel hielt folgende Rede:

Vorweg: Auf EU-, Bundes- und Kommunalebene sehe ich aktuell nur ernüchternde klimapolitische Signale. Am dramatischsten erscheint mir die Diskussion um die beschlossene Ausweitung des EU-Emissionshandels.

Das 1,5-Grad-Ziel ist vermutlich unerreichbar. Der Energiehunger der Welt, getrieben vor allem durch steigende Lebensstandards im globalen Südens, das globale Bevölkerungswachstum, aber auch durch Technologien wie Künstliche Intelligenz, steigt nach wie vor an. So haben die globalen Treibhausgasemissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger im Jahr 2024 mit knapp 38 Milliarden Tonnen einen neuen Rekordwert erreicht – und 2025 wird dieser Wert ein weiteres Mal übertroffen werden.

Gleichzeitig aber, und das ist die gute Nachricht, stellt die Welt Jahr für Jahr neue Rekorde bei den Kapazitäten an erneuerbaren Energien auf: So wurde etwa in der Volksrepublik China dieses Jahr alle drei Wochen PV-Leistung in der Größenordnung des Dreischluchtendamms – des größten Wasserkraftwerks der Erde – installiert. Das trägt dazu bei, dass die chinesischen Treibhausgasemissionen auf sehr hohem Niveau stagnieren. Nicht sinken, aber immerhin stagnieren.

Es ist richtig, dass Klimawandel und Biodiversitätskrise nicht die einzigen Probleme der Welt sind.

Denn wir sind Zeitzeugen des Endes mehrerer Jahrhunderte westlicher Dominanz, es findet eine umfassende Neuordnung der Weltwirtschaft und der internationalen Beziehungen statt: Der Aufstieg der Volksrepublik China und Indiens, dem damit verbundenen relativen Abstieg der USA, der europäischen Staaten und Japans sowie dem Versuch Russlands, seinen Machtverlust durch den Krieg gegen die Ukraine aufzuhalten.

Eine der sich abzeichnenden Tendenzen ist eine Regionalisierung der Welt in politische und wirtschaftliche Einflusszonen weniger Großmächte, die militärisch miteinander konkurrieren und daher Abschreckungspotenziale aufbauen. Dazu kommt, dass die Energiewende zwar alte Abhängigkeiten im Bereich Öl, Gas und Uran mindert, gleichzeitig jedoch neue Abhängigkeiten, zum Beispiel im Bereich Seltene Erden, schafft.

Investitionen in PV- und Windenergieanlagen, in Stromverteilernetze und Batteriespeicher müssen daher flankiert werden von der Erschließung eigener Rohstoffquellen und letztlich dem Aufbau einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.

Dies alles wird erhebliche Kosten verursachen, die durch in Folge des Klimawandels zunehmende Naturkatastrophen, den demografischen Wandel sowie schnelle technologische Veränderungen noch einmal erhöht werden.

Der politische Aushandlungsprozess, der aktuell in allen westlichen Demokratien stattfindet, dreht sich genau darum: Wer soll diese immer höheren Kosten tragen? Dass die politische Mitte keine mehrheitsfähigen Antworten hat, setzt alle westlichen Regierungen unter Druck, wodurch die rechten wie linken Ränder gestärkt werden, was gleichermaßen den politischen Kompromiss wie das Mehrheitsprinzip und damit die Demokratie insgesamt in Frage stellt.

Die Entscheidung für Klimaschutz und Klimaanpassung ist aber keine Entscheidung gegen politische, wirtschaftliche und militärische Macht. Vielmehr werden dadurch einerseits die unausweichlichen, katastrophalen Folgen des Klimawandels gemindert – und andererseits unsere wirtschafts-, außen- und sicherheitspolitische Souveränität sichergestellt.

Man kann sich für Klimaschutz und Klimaanpassung aus guten moralischen Gründen einsetzen. Gleichermaßen sollten Klimaschutz und Klimaanpassung aber auch Teil einer jeden konsequenten realpolitischen Strategie sein, um Demokratie, wirtschaftlichen Wohlstand sowie politische Macht langfristig zu erhalten.

Ich finde selten Gelegenheit, den mittlerweile fast schon vergessenen ehemaligen Bundesfinanzminister und langjährigen FDP-Vorsitzenden Christian Lindner zu zitieren. Aber er hatte recht, als er unter dem Eindruck der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 sagte: „Erneuerbare Energien sind […] Freiheitsenergien.“

Unsere Einwendungen gegen die aktuelle Planung der B9 in Bingen-Bingerbrück

Alternativvorschlag für die B 9 (am Beispiel-Querschnitt „B-B“), ohne Radschutzstreifen; ein Überholen ist ohnehin nur ohne Gegenverkehr möglich. Hervorgehobene Sicherheitsabstände wie bei unserer Nachzeichnung des bisher vom LBM geplanten Querschnitts, nicht eingehaltene Sicherheitsabstände sind schraffiert.

Wir haben im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens Einwendungen gegen die aktuelle Planung des Ausbaus der B 9 in der Ortsdurchfahrt Bingen-Bingerbrück eingereicht.

Wir begrüßen zwar Maßnahmen wie Begrünung, zusätzliche Querungshilfen und E-Ladestationen, sehen in der Planung jedoch erhebliche Defizite beim Schutz von Fußgänger*innen und Radfahrenden. Besonders kritisch bewerten wir:

  • Fehlende Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrende durch zu hohe Geschwindigkeit des Kfz-Verkehrs (Tempo 50), mangelhafte Querungshilfen, zu schmale Gehwege, zu schmale Schutzstreifen, gefährliche Radschutzstreifen (bei zu hohen Kfz-Verkehrszahlen), gefährliche oder nicht praktikable Radwegeverbindungen/-abzweigungen.
  • Fehlende Sicherheit für vulnerable Gruppen wie Kinder, mobilitätseingeschränkte Personen und ältere Menschen. Der Bereich ist ein stark frequentierter Schulweg und Standort eines Altenheims.

Unsere Einwendungen enthalten konkrete Lösungsvorschläge wie Tempo 30, Zebrastreifen, Verzicht auf Radschutzstreifen und stattdessen Förderung eines Mischverkehrs mit visuellen Hinweisen auf den Radverkehr etc..

Eine unattraktive Infrastruktur für Fuß- und Radverkehr führt dazu, dass viele lieber das Auto nehmen. Für die Mobilitätswende brauchen wir Vorrang, Sicherheit und Komfort für die schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen.

Heute getroffene Entscheidungen prägen Bingerbrück über Jahrzehnte – weit über das Jahr 2040 hinaus, in dem Rheinland-Pfalz laut Koalitionsvertrag klimaneutral sein soll.

Unsere vollständigen Einwendungen:


Einwendungen und Stellungnahmen können noch bis spätestens Donnerstag, den 18. September 2025 schriftlich bei der Planfeststellungsbehörde (Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, Friedrich-Ebert-Ring 14-20, 56068 Koblenz) eingereicht werden.

Die Planunterlagen waren in der Zeit vom 18. Juli 2025 bis einschl. 18. August 2025 öffentlich zugänglich: https://planfeststellung.lbm.rlp.de/themen/bundesstrassen/b-9-od-bingen-bingerbrueck (Stand heute, 3.9.2025, sind sie dort immer noch abrufbar.)

B 9 – Ausbau der Ortsdurchfahrt Bingerbrück

Aktuell vom LBM geplanter Straßenquerschnitt "B-B" der B9-Ortsdurchfahrt Bingerbrück, nachgezeichnet mit Mittelklasse-SUVs und LKWs, mit markierten problematischen Stellen für den Rad- und Fußverkehr (nicht eingehaltene Sicherheitsabstände)

Für den geplanten Ausbau der Ortsdurchfahrt Bingerbrück hat das Planfeststellungsverfahren begonnen. Wie schon in unserem Newsletter geschrieben, werden wir uns dazu öffentlich äußern.

In obiger Zeichnung haben wir bereits den LBM-B9-Querschnitt „B-B“ einmal exakt nachgezeichnet, darin allerdings Mittelklasse-SUVs und zwei LKWs eingezeichnet, statt nur ein kleineres Auto auf der ganzen Fahrbahn. Hellrot die geboteten Sicherheitsabstände für den Radverkehr. Rot gestreift die „Problemzonen“. Blassblau geboteten Sicherheitsabstände für den Fußverkehr. Blau gestreift die „Problemzonen“.


Die Planunterlagen sind in der Zeit vom 18. Juli 2025 bis einschl. 18. August 2025 öffentlich zugänglich: https://planfeststellung.lbm.rlp.de/themen/bundesstrassen/b-9-od-bingen-bingerbrueck

Einwendungen und Stellungnahmen sind bis spätestens Donnerstag, den 18. September 2025 schriftlich bei der Planfeststellungsbehörde (Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, Friedrich-Ebert-Ring 14-20, 56068 Koblenz) einzureichen.

Nachdem wir uns nach der Vorstellung der Vorplanung bereits kritisch geäußert hatten (alle Beiträge nachzulesen unter: https://s4f-bingen.de/tag/bingerbrueck/), sehen wir die aktuellen Pläne nach wie vor kritisch in Bezug auf die Sicherheit des Fuß- und Radverkehrs – und damit untauglich für die zwingend nötige Verkehrswende.

Wir haben uns alle unter o. g. Link veröffentlichten Unterlagen heruntergeladen und zusätzlich das für die Baumaßnahme durchgeführte Sicherheitsaudit zuschicken lassen. Auf dieser Basis werden wir eine Stellungnahme verfassen und einreichen sowie veröffentlichen.

Bundesweiter Klimastreik in Bingen

Die gestrige Binger Klimaschutzdemonstation hatte mit ca. 120 Teilnehmenden endlich wieder deutlich gestiegene Teilnehmerzahlen, obwohl – oder gerade weil? – das Thema im Wahlkamf geradezu totgeschiegen wird.

Heiko Brendel hielt folgende Rede:

„Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

die Klimakrise ist im Wahlkampf bedauerlicherweise weit in den Hintergrund getreten. Das ändert jedoch nichts daran, dass sie die größte Herausforderung unserer Zeit bleibt.

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Klimapolitischer Fragebogen zur Landratswahl im Landkreis Mainz-Bingen am 23.2.2025

Wir haben alle Kandidatinnen und Kandidaten gebeten, unseren klimapolitischen Fragebogen zu beantworten.

Die vollständigen Antworten finden Sie im Folgenden.

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Stellungnahme zur Novellierung des Landesklimaschutzgesetzes

Diese Stellungnahme zur Novellierung des Landesklimaschutzgesetzes (LKSG) haben wir an das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz geschickt:

Klimapolitischer Fragebogen zur Stadtratswahl am 9. Juni 2024

Die Stadt Bingen hat ambitionierte Klimaschutzziele:

a. Treibhausgasneutralität der Stadt Bingen bis zum Jahr 2040, möglichst bereits 2035

b. Klimaneutrale Stadtverwaltung inklusive aller kommunalen Gebäude bis 2030

c. Stromerzeugung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bis 2030

Um diese Klimaschutzziele zu erreichen, ist noch viel zu tun.

Es wird voraussichtlich politische Auseinandersetzungen über die Priorisierung der erforderlichen Maßnahmen und der zu tragenden Lasten geben.

Die Erreichung der Binger Klimaschutzziele ist vom Kenntnisstand, der Motivation und der Entschlossenheit aller künftigen Stadtrats- und Ausschussmitglieder abhängig.

Wir haben daher alle Kandidierenden für den Binger Stadtrat gebeten, unseren klimapolitischen Fragebogen* zu beantworten.

Transparenzhinweis: Die Kandidatur der ÖDP stand leider erst so spät fest, dass diese unseren Fragebogen erst deutlich nach den anderen kandidierenden Listen erhielt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Antworten der anderen Parteien/Wählergruppen bereits veröffentlicht.

Die vollständigen Antworten** der kandidierenden Listen finden Sie im Folgenden.

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Balkonkraftwerk Workshop – Einfach selbst Strom produzieren

Klimakrise, teurer fossiler Strom – es gibt viele gute Gründe auf regenerative Energien umzusteigen. Doch wie kann ich als Individuum dazu beitragen? Eine einfache und verhältnismäßig kostengünstige und unbürokratische Lösung ist das Balkonsolarmodul. Einmal am Balkon, auf der Garage oder im Garten angebracht, sammelt es Sonnenenergie und wandelt sie in Strom um. Wie das genau funktioniert und was es sonst noch über Balkonsolarmodule zu wissen gibt, wird Experte Dipl.-Ing Martin Hahn in seinem Vortrag am 11. April im ZwoZwo in Bingen aufzeigen.

Martin Hahn ist Balkonkraftwerk-Experte der Mainzer Scientists for Future und Verfasser dieser ausführlichen FAQs zum Thema: https://mainz.scientists4future.org/faq-balkonkraftwerke

Wann? 11. April 2024, 18:30-20:30 Uhr

Wo? Stadtteilzentrum ZWOZWO, im 1. OG., Koblenzer Straße 22, Bingerbrück

Eintritt frei, keine Anmeldung.

Kommunalwahl 2024

Dieses Jahr im Juni stehen die Kommunalwahlen an. Wir wollen den Kandidatinnen und Kandidaten für Bingen und die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe im Vorfeld einige Fragen stellen. Dazu werden wir einen schriftlichen Fragenkatalog an die sich zur Wahl stellenden Parteien, Wählergruppen und ggf. unabhängige Kandidatinnen und Kandidaten schicken. Wir werden darum bitten, gemeinsame Antworten für ganze Listen zu geben. Bei abweichenden Einzelmeinungen von Kandidatinnen und Kandidaten können diese uns aber auch ihre persönlichen Antworten einreichen.

Haben auch Sie Themen oder Fragen mit Bezug auf Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen, zu denen Sie gerne die Ansichten der zur Wahl stehenden Parteien lesen würden?

Wenn Sie uns Fragen schicken möchten, die wir ggf. in unseren Fragenkatalog aufnehmen oder als Inspiration für eigene Fragen nutzen dürfen, schicken Sie uns diese bis spätestens Samstag, den 20. Januar 2024, per e-Mail an mail@s4f-bingen.de.

Es sollten möglichst konkrete Fragen zum Klimaschutz/zur Nachhaltigkeit idealerweise im Stadtgebiet/im Gebiet der Verbandsgemeinde formuliert werden – und die Gegenstände der Fragen sollten zudem in den kommunalen Zuständigkeitsbereich fallen. 

Wir werden die Antworten auf unserer Webseite veröffentlichen und die Medien zur Berichterstattung einladen. Im Mai laden wir alle Interessierten zu einer Diskussion der anstehenden Kommunalwahl im Rahmen der „Binger Klimagespräche“ ein.

(Alle bereits geplanten Klimagespräche im Café ZwoZwo fürs erste Halbjahr finden Sie hier auf unserer Webseite: https://s4f-bingen.de/einladung-zu-binger-klimagespraechen/)