"Rückblickend werden Historiker sich dereinst fragen: Wie konnten die Menschen damals über Jahrzehnte das Offensichtliche ignorieren? Herrschte Anfang des 21. Jahrhunderts etwa ein fossil-reaktionärer Todeskult?"


Schmitt, Stefan (2022): Was schon ein Grad mehr anrichten kann. Drei Einsichten stecken in der Hitzewelle. In: Die Zeit 77, 14.07.2022 (29), S. 1.




Bingen am Rhein, 21. Juli 2022


Sehr geehrte Klima- und Umweltbewegte,
liebe Freundinnen und Freunde der Scientists for Future Bingen,
liebes Netzwerk Bingen for Future,





inzwischen kann man täglich in den Hauptnachrichten verfolgen, mit welcher Wucht bereits jetzt die Auswirkungen der Erderhitzung zu spüren sind – Überflutungen, Gletscherabbrüche, Dürren mitten in Europa, Aussterben der ersten Baumarten in den hiesigen Wäldern, Waldbrände in Deutschland, noch ehe der Hochsommer begonnen hat. Das führt uns vor Augen, wie dringend wir von den fossilen Abhängigkeiten wegkommen müssen. Dazu kommen das politische Bedrohungs- und Erpressungspotenzial, das sich aus unserem fossilen Energiesystem ergibt, Stichwort Russischer Angriffskrieg.

„Werdet politisch oder aktivistisch tätig! In Gruppen. Schnell."

In unserem letzten Newsletter zitierten wir diese Anregung von Prof. Seiffert. Wenn Sie eine der Gruppen des Netzwerks „Bingen for Future“ näher kennenlernen möchten, gibt es bald eine Gelegenheit: Noch im Juli soll es ein Kennenlerntreffen im Park am Mäuseturm geben.

Auch sonst hat sich so einiges an Themen im heutigen Newsletter angesammelt, daher vorab ein kleiner Überblick:



Neues von uns zur Stadtplanung:
  • Ausbau der Ortsdurchfahrt Bingerbrück (B9)
Zum Engagieren und Mitmachen:
  • Fridays for Future Kennenlerntreffen
  • Petition: Klimakrise in die naturwissenschaftlichen Curricula – jetzt!
  • Informationsveranstaltungen zur Schulung "Bürgersolarberatung"
Die großen Baustellen:
  • Wärmewende: Wärme in Kriegszeiten
  • Energiewende: Zu langsamer Ausbau Erneuerbarer Energien in RLP / Hürden auf dem Weg zum SolAHRtal
  • Verkehrswende: „Sofort“-Programm zum Klimaschutz im Verkehrssektor







Ausbau der Ortsdurchfahrt Bingerbrück (B9)

Wir haben an der Sitzung des Planungsausschusses der Stadt Bingen am 28.06.2022 teilgenommen, in der unter TOP 3 die Planung des Ausbaus der Ortsdurchfahrt Bingerbrück (B9) vorgestellt worden ist.
Die vorgestellten Pläne erfüllen unserer Ansicht nach die dringend gebotene Priorisierung der Klimaschutzziele nicht.
Jede jetzt für die nächsten Jahrzehnte entstehende Infrastruktur muss hinsichtlich des Klimaschutzes optimiert und den Bedarfen von Fuß- und Radverkehr stärker gerecht werden; insbesondere mit Blick auf die laut Klimaschutzgesetz nötige Minderung der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor von 48 % bis 2030.
Aus diesem Grund sind wir der Einladung der Stadtverwaltung gefolgt, weitere Anregungen einzureichen. Unseren Beitrag haben wir den zuständigen Personen in der Binger Politik und Verwaltung und dem Landesbetrieb Mobilität zukommen lassen sowie online öffentlich verfügbar gemacht: https://s4f-bingen.de/ortsdurchfahrt-bingerbrueck/
Unsere generellere Einordnung zum Stand der Verkehrswende finden Sie weiter unten.







Fridays (u.a.) for Future Kennenlerntreffen

Noch diesen Juli soll es ein Kennenlerntreffen im Park am Mäuseturm geben für alle, die sich für die „Fridays for Future“ Bewegung interessieren. Organisiert wird das Treffen vom „Original“ - von den Binger Organisator*innen der hiesigen Fridays for Future Demos. Es wollen aber auch Vertreter*innen von Scientists for Future, Churches for Future und Parents for Future hinzukommen, für alle die sich eher für eine dieser Gruppen interessieren.
Um Ort und Termin des noch in Planung befindlichen Treffens mitzubekommen, kann man sich (auch vorübergehend) in eine der untenstehenden Messengergruppen eintragen.

Folgende Einladung der Fridays für Future darf gerne geteilt und verbreitet werden:

***

Du hast Lust Dich bei Fridays for Future Bingen zu engagieren? ☺️☀️🌍

Zusammen beim Plenum kreativ zu sein, Demos zu organisieren, Social Media Posts zu machen, Fotos zu schießen, Kreide-Slogans auf die Straße zu schreiben oder oder oder. Es gibt super viele Möglichkeiten dich einzubringen! ☺️🙌🏼 DU bist willkommen bei uns! ☺️

Wir von den Fridays Bingen sind eine nette, kleine Truppe: Lena, Nils, Milena, Leon, Georg und Laura. ☺️☺️ Und weil zwei von uns bald Bingen verlassen, suchen wir dringend nach neuen Menschen. ☺️ Damit wir weiterhin so laut für Klimaschutz auf die Straße gehen können!

Wir machen im Juli ein Kennenlerntreffen mit Picknick und Spielen im Park. Da kommen auch andere, neue fff Interessierte - Du bist also nicht alleine. 😉

Hier gehts zu unserer Kennenlerntreffen Gruppe, da stimmen wir den Termin ab. ☺️ Keine Sorge, durchs beitreten verpflichtest du dich zu nichts. 😉

Whatsapp: https://chat.whatsapp.com/C0aemmbmFsEL7UnHjCF71p

Signal: https://signal.group/#CjQKIM0-OXwx46T92zi2ApeeKg6bDoJBlHWTQEWly5eh7EeoEhDVLN9Z8SgOqxcRxADdSdBX

Zusammen aktiv für einen heilen Planeten 🌍❤️

***







Petition: Klimakrise in die naturwissenschaftlichen Curricula – jetzt!

Aktuell werden zahlreiche Curricula überarbeitet. Sie bestimmen, ob und wie das Klimathema in den nächsten Jahren in der Schule bearbeitet wird. Unterzeichnen und verbreiten Sie diese Petition; sie fordert eine den enormen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen angemessene Behandlung von Klimawandel und Klimakrise in den Schulen:
https://www.change.org/p/klimakrise-in-die-naturwissenschaftlichen-curricula-jetzt







Informationsveranstaltungen zur Schulung "Bürgersolarberatung"

Einladung von Lisa Christmann, Klimaschutzmanagerin der Stadt Bingen am Rhein:

***

Liebe Photovoltaik-Interessierte,
das Wattbewerb-Netzwerk hat auf ein tolles Angebot aufmerksam gemacht: die Schulung zum Bürgersolarberater. Dabei können sich Interessierte zu Photovoltaik-Beratern schulen lassen, um bei allerlei Veranstaltungen rund um PV ehrenamtlich mit ihrer Expertise zu unterstützen.

Mit der von MetropolSolar e.V. Mannheim angebotenen Schulung zur Bürgersolarberatung könnten wir in Bingen ein lokal tätiges Team aufbauen, welches mit Expert*innenwissen zur Energiewende beiträgt. Wenn Sie an Informationen zu den Inhalten der Schulung und den Rahmenbedingungen interessiert sind, so nehmen Sie bitte an einer der drei folgenden Info-Veranstaltungen (Dauer jeweils maximal 1,5 Stunden) teil:

A) 22. Juli 2022 um 11 Uhr
Zugang auf Zoom: https://us06web.zoom.us/j/81205962160
Meeting-ID: 812 0596 2160
Schnelleinwahl mobil
+496950500951,,81205962160# Deutschland
+496950500952,,81205962160# Deutschland

B) 18. August 2022 um 16 Uhr
Zugang auf Zoom: https://us06web.zoom.us/j/84187125341
Meeting-ID: 841 8712 5341
Schnelleinwahl mobil
+496938079884,,84187125341# Deutschland
+496950500951,,84187125341# Deutschland

C) 6. Sept. 2022 um 16 Uhr
Zugang auf Zoom: https://us06web.zoom.us/j/89862973791
Meeting-ID: 898 6297 3791
Schnelleinwahl mobil
+496950500952,,89862973791# Deutschland
+496950502596,,89862973791# Deutschland

Leiten Sie die Mail gerne in Ihrem Netzwerk weiter.
Ich freue mich auf eine rege Teilnahme.

Mit freundlichen Grüßen
A. Lisa Christmann

***







Wärmewende: Wärme in Kriegszeiten

Weg vom Gas, und von allen fossilen Energieträgern - nur wie?

Heizen mit Holz ist keine Lösung, jedenfalls keine, die ohne Klimaschäden noch stark ausgebaut werden kann: https://info-de.scientists4future.org/heizen-mit-holz/

Wärmepumpen dagegen sind nicht nur für Neubauten oder energetisch anspruchsvoll sanierte Gebäude geeignet. „Zum Glück – könnte man sagen –, denn gerade die Bestandsgebäude sind entscheidend, um in Zukunft Klimaneutralität zu erreichen.“ Dies schreibt Marek Miara, ein ausgewiesener Experte zum Thema Wärmepumpen im Bestand, dessen Blog wir hiermit wärmstens ;-) empfehlen: https://blog.innovation4e.de/2021/02/10/waermepumpen-im-bestand-eine-serie-in-12-folgen/

Zu dem Thema verweisen wir auch gern nochmal auf den Diskussionsbeitrag der Scientists for Future „Wärmewende beschleunigen, Gasverbrauch reduzieren. Ein Kurzimpuls.“.

Zusammenfassung:
„Aktuell importiert Deutschland 500 TWh/a Erdgas aus der Russischen Föderation. Der Großteil dieses Gases wird zur Erzeugung von Prozess- und Raumwärme eingesetzt. Durch eine beschleunigte Umstellung der Wärmeversorgung auf von erneuerbarem Strom angetriebene Wärmepumpen, regenerative Wärme in Wärmenetzen und die Substitution von Erdgas in der Stromerzeugung durch erneuerbare Energie sowie Energieeinsparung kann in wenigen Jahren so viel Erdgas eingespart werden, wie heute aus der Russischen Föderation importiert wird. Dazu bedarf es einer stark beschleunigten Verbreitung von Wärmenetzen und Wärmepumpen in Verbindung mit einer Ausbildungsoffensive im Handwerk. Auch Änderungen des regulativen Rahmens in Form eines Verbots von Öl- und Gasheizungen sowie finanzielle Anreize und gezielte Förderprogramme sind erforderlich. Mit solchen gezielten Anstrengungen kann Deutschland gleichzeitig einen deutlichen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten.“

(Publiziert als Diskussionsbeiträge der Scientists for Future 10, 1–17, https://doi.org/10.5281/zenodo.6363715. Die Erstveröffentlichung erfolgte am 17. März 2022.)







Energiewende:

Zu langsamer Ausbau Erneuerbarer Energien in RLP

Gestern wurde bekannt gegeben, dass Rheinland-Pfalz 2021 (wieder einmal) seine Klimaschutzziele in Sachen erneuerbare Energien verfehlt hat. Jeweils 500 Megawatt Leistung an PV- und Windkraftanlagen müssten jährlich hinzukommen. Insgesamt wurden brutto etwas mehr als 335 Megawatt (rund 5 Prozent) zugebaut. Der Energieatlas Rheinland-Pfalz gibt einen Überblick über Anzahl und installierte Leistung je Energieträger.

Hürden auf dem Weg zum SolAHRtal

Das Impulskonzept und der Projektvorschlag zum „SolAHRtal“ für den durch die Flutkatastrophe stark betroffenen Landkreis Ahrweiler hat im Umfeld des Jahrestages der Flutkatastrophe wieder einige mediale Aufmerksamkeit bekommen. Der Projektvorschlag, an dem auch einige Scientists for Future beteiligt waren, beschreibt für den Landkreis Ahrweiler die Schritte, die alle Kommunen im Hinblick auf die Elektrizitäts- und Wärmeversorgung schnellstmöglich angehen müssten, um für Deutschland die Ziele des Pariser Abkommens umzusetzen (https://www.sfv.de/energiewende-ahrtal-und-kommunen).
Hier das aktuelle Medienecho:






Verkehrswende: „Sofort“-Programm zum Klimaschutz im Verkehrssektor

Die Bundesrepublik hat im Klimaschutzgesetz festgeschriebene Emissionsreduktionsziele. Diese Ziele beziehen sich jeweils auf einzelne Sektoren. Zwei Sektoren, die die Minderungsziele mit großem Abstand nicht erreichen, sind der Gebäude- und der Verkehrssektor. Im Sektor Verkehr ist das Ziel, die Emissionen von 163,4 Mio t. CO2-Äquivalente (im Referenzjahr 1990) auf die Hälfte, d.h. auf 85 Mio t. im Jahr 2030 zu reduzieren. Die aktuelle Schätzung für 2021 beläuft sich auf 148 Mio t. Da sich Emissionen akkumulieren, ist nicht nur das Ziel relevant, sondern auch, wie viel bis dahin ausgestoßen wird. Die Emissionen im Sektor Verkehr liegen bereits über den Zwischenzielen. Die bisher geplanten Maßnahmen reichen nicht, um die Emissionen weit genug zu reduzieren.

Aus diesem Grund war das Verkehrsministerium verpflichtet ein „Sofortprogramm“ aufzulegen. Das vom Verkehrsministerium erstellte Sofortprogramm enthält primär investive Maßnahmen:
  1. Aufbau der Ladeinfrastruktur (e-Mobilität Pkw und Nutzfahrzeuge)
  2. Ausbauoffensive Radverkehr
  3. Ausbau- und Qualitätsoffensive öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
Der Umstieg auf E-Mobilität ist aus unserer Sicht mit dem beschleunigten Ausbau regenerativer Stromerzeugung und einem Wechsel auf gemeinschaftlich genutzte Fahrzeuge (E-Car-Sharing, ÖPNV) sowie E-Bikes zu verbinden.

Positiv hervorzuheben sind die Ausbauoffensiven Radverkehr und ÖPNV, wobei die genaue Ausgestaltung der Pakete derzeit noch nicht bekannt ist. Zur umgehenden Förderung des Radverkehrs auf kurzen Strecken bedarf es der ordnungsrechtlichen Änderung von Verkehrsregelungen im baulichen Bestand und der vorrangigen Berücksichtigung der Bedürfnisse der Radfahrer*innen vor dem individuellen motorisierten Verkehr in künftigen aber besonders auch in laufenden Planungsverfahren. Zu nennen sind hier insbesondere die objektive und subjektive Sicherheit nicht-motorisierter Verkehrsteilnehmer. Dies ist zumindest in Bingen derzeit leider nicht erkennbar.

Am „Sofortprogramm“ wird insbesondere kritisiert, dass dieses nicht „sofort“ wirkt. Die verhältnismäßig schnell umzusetzende, schnell wirkende und kostengünstige Maßnahme – das Tempolimit – wird weiterhin nicht verfolgt.

Wir würden uns wünschen, dass sich das Verkehrsministerium stärker an den Vorschlägen des Umweltbundesamtes orientiert: In einem Kurzpapier hat es 8 Bausteine für ambitionierten Klimaschutz im Verkehr zusammengestellt, die notwendig sind, um den Verkehr in Deutschland auf Klimakurs zu bringen und die Ziele für die Emissionen des Sektors einzuhalten: https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/klimaschutz-im-verkehr#bausteine In diesem Kontext ist ein wichtiges Element auch die Abschaffung umweltschädlicher Subventionen wie z.B. der Pendlerpauschale. Hier gehen die aktuell diskutierten Vorschläge zur Erhöhung der Pendlerpauschale leider in die falsche Richtung – sowohl aus ökologischer wie aus sozialer Sicht.



Mit freundlichen Grüßen
Ihre Scientists for Future Bingen

--


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https://www.facebook.com/groups/2138073729828450/


S4F BINGEN
Team: Prof. Dr. Katharina Eckartz (Volkswirtschaftslehre, Agrarpolitik und Ressourcenökonomie), Prof. Dr. Urban Weber (Physik und angewandte Materialwissenschaften), Dr. Esther Brendel (Psychologie und Biologie), Dr. Heiko Brendel (Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft), Dipl.-Ing. M.Sc. Martin Grüger (Nachrichtentechnik und Electronics), M.Sc. Psych. Sabine Wahler (Psychologie und Psychotherapie), Dipl. Ing. Edith Peter (Umwelt- und Hygienetechnik)


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